Hallo,
ob ein Thema in einer Serie gut dargestellt wird, das ist sicherlich zum Teil auch Geschmackssache. Fakt ist allerdings, dass das Thema der 5. Staffel hochaktuell ist. Europa wird mehr und mehr zur Zielscheibe des Terrorismus. Welche Waffen dabei benutzt werden ist letztendlich austauschbar. Das hier verwendete Saringas halte ich für durchaus realistisch, denn Menschen, die bereit sind, sich am laufenden Band selbst in die Luft zu jagen, ist jedes Mittel recht. Und je grausamer es ist und je mehr Menschen man damit umbringen kann, desto lieber werden diese Pappköppe es einsetzen.
Das zweite zentrale Thema neben dem Terroranschlag ist der Verrat der Stationschefin von Berlin, Allison. Ich persönlich finde ja, dass das ganz gut umgesetzt wird. Natürlich ist das kein "Action-Thema". Und wenn ich hier so manchen Kommentar lese, dann fürchte ich, manche können eine Serie nur dann genießen, wenn es permanent Action und Tote gibt. Ich finde dagegen, dass die Manipulationen und Täuschungen dieser Frau sehr unterhaltsam sind und je mehr sie in die Enge getrieben wird, desto besser und spannender wird es.
Ob nun Carry die meisten weinerlichen Gesichtsausdrücke in einer Staffel hatte, naja, wenn man keine anderen Probleme bzw Krtikpunkte hat...
Aber man sollte sich zumindest ins Gedächtnis rufen, dass Carry eine Charakterentwicklung durchgemacht hat, die sich von der smarten, nicht zu erschütterden CIA-Agentin zu einer deutlich verantwortungsbewußteren, die Welt kritisch sehende und sehr moralisch denkende und handelnde Person geführt hat. Ihr Leben ist mehrmals erheblich erschüttert worden. Zuerst die Geschichte mit Brody, gefolgt von einem Kind von ihm, dann die vielen Zweifel an der Politik der USA zb durch Drohnenangriffe und jetzt der Terror in Deutschland gepaart mit dem Verrat von Allison und der Tatsache, dass ihr teilweise niemand mehr glauben will und es sogar einen Todesauftrag gegen sie aus den eigenen Reihen gibt, macht sie völlig fertig. Von ihrer Krankheit ganz zu schweigen. Man sollte nicht vergessen, dass sie ihre Medikamente wieder abgesetzt hat.
Ich finde, sie spielt es nach wie vor ganz gut. Sie ist halt lange nicht mehr so tough wie früher, aber das aus verständlichen und nachvollziehbaren Gründen. Viel schlimmer und deutlich unrealistischer fände ich es, wenn sie sich im Laufe dieser Serie nicht deutlich verändert hätte. Und - nur mal so als kleiner Exkurs - mit was für einem Gesicht würde wohl unsereins herumlaufen, wenn wir solch schlimme Dinge erlebt hätten ?
Homeland ist meiner Meinung nach hochaktuell, es wird gut umgesetzt und gespielt und Carry ist für mich auch weiter überzeugend. Und dank der Wandlung der Hauptfigur damals von Brody zu Carry können noch zig weitere Themen aufgenommen werden in der Zukunft. Einen Mangel an brandheissen Themen gibt es auf der Welt aktuell nun wirklich nicht.
Noch eins zum Drehort Berlin. Die Kritik daran kann ich nun wirklich nicht verstehen. Manche können es offensichtlich nicht ertragen, wenn Filme in Deutschland stattfinden. In New York oder Paris oder Moskau wäre die Serie allein aus Sicht des Drehortes kein Stück besser oder spannender gewesen. Ganz im Gegenteil, man hat ja festgestellt, dass esso einige Vorbereitungen zu Terrorakten hier bei uns im Land gegeben hat. Und wenn man zb an die Sauerlandgruppe denkt, so gab es auch Anschlagspläne hier. Wie ich schon oben schrieb, Europa wird mehr und mehr Ziel werden und Deutschland tut gerade sehr viel, um sich auf der Liste der möglichen Ziele ganz nach oben zu arbeiten. Und welche Stadt würde sich in unserem Land am ehesten als Ziel anbieten ? Richtig, Berlin !
Und gleichzeitig gibt es hier bei uns auch so viel Widerstand gegen illegale Überwachung und Beugung der Gesetze zugunsten der Terrorabwehr. Auch dieser Part in der 5. Staffel ist aus meiner Sicht überzeugend.
Alles in allem ist die 5. Staffel wirklich gut. Ja, Staffel 4 war noch ein klein wenig besser, aber Staffel 5 ist ein verdammt guter Grund dafür, dass es eine 6. Staffel geben wird.
Und wem es nicht gefällt, der muss es ja nicht schauen. :-)