The Shield habe ich nicht durchgehalten, ebensowenig wie 24. Bei beiden Serien bin ich bereits in der ersten Staffel ausgeschieden. Wobei The Shield trotzdem noch auf meiner Liste steht, da der Stil auch seinen Reiz hat. 24 ist aber einfach verboten, das gehört in den Giftschrank und Aus.
Mad Men hatte mich noch nach dem Ende der ersten Staffel immer noch nicht überzeugt, sie ist aber so eine Serie, die über die Staffeln hinweg immer mehr an Fahrt aufnimmt. Um Mad Men wirklich genießen zu können, muss man aber auch den Soap-Charakter und den Lifestyle der 60's genießen können. Ich meine auch, dass Mad Men keine Serie ist, die sich gut zum bingewatchen eignet, im Gegensatz zu The Sopranos oder The Wire. In Mad Men geht es um Prinzip um einen Mann, dessen Leben in vielfacher Hinsicht eine Lüge ist. Er arbeitet als Werbefachmann, also in einer Branche in der die großen und kleinen Lügen alles bedeuten und niemanden irgendwelche Wahrheiten interessieren. Es geht ebensosehr um das wertvolle Grün, wie um die Lebensillusionen und das Aufrechterhalten eines luxuriösen Status Quo. Das spannende an Mad Men ist, dass man über die Staffeln hinweg an einem roten Faden den kontinuierlichen inneren Verfall der Protagonisten beobachten kann. Dabei holt Matthew Weiner nicht wie Gilligan die Moralkeule heraus, sondern beobachtet lediglich, akribisch, fast schon dokumentierend, unerbittlich, ohne Nostalgie. Ich finde, dass es in Mad Men nie um eine bestimmte Geschichte oder eine gezielte Entwicklung geht (abgesehen von dem Aufhänger für die erste Staffel), sondern immer um das Gesamtbild der Gesellschaft und seiner soziologischen Eigenarten. Wenn du dich für soetwas prinzipiell begeistern kannst, Vassago, dann ist die Serie was für dich. Wenn nicht, dann lass lieber die Finger davon.
The Wire und The Sopranos haftet ein ähnliches Image an. Auch sie werden als "Milieu-Serien" bezeichnet, da nicht ein bestimmter Handlungsstrang im Vordergrund steht, sondern die Darstellung eines ineinander verzahnten sozialen Geflechts und (was ich sehr wichtig finde) der Illusionen, denen sich ausnahmslos jeder Charakter aus ganz bestimmten Gründen hingibt, weil er nicht anders kann, weil er eben wie jeder andere auch das Opfer der Umstände, das Ergebnis seiner Umwelt ist. Ich sag mal so; soetwas siehst du in den wenigsten Serien. In den meisten sind die Dinge immer ganz eindeutig, schwarz und weiß, es kommt nie die Frage auf, wieso man nun eigentlich tut was man tut, es wird ganz einfach getan. Stattdessen wird der Zuschauer mit allem anderen abgelenkt, um nur nicht auf die Idee zu kommen, dass sich da nicht ein Charakter je verändert.
The Shield und The Wire sind beide meines Erachtens keine klassischen Polizeiserien, weil sie nicht streng nach dem Hitchcock'schen Whodunit- oder Howcatchem-Prinzip aufgebaut sind. Soll heißen, sie sind besser als die klassische Polizeiserie.
Mmh, jaaa... Must See... Schwer zu sagen. Wenn ich deinen Avatar so sehe, denke ich mir, dass dir die Serien eigentlich nicht schwer fallen sollten, aber das ist natürlich eine völlig unzureichende Einschätzung. Ich wurde mit Twin Peaks zum Beispiel auch nie warm, obwohl sie jeder als Meisterwerk anpreist. Entweder es macht Klick oder es macht nicht Klick. Und oft ist auch die Stimmung entscheidend. Ich empfehle dir, ganz locker an die Sache ranzugehen und aber auch nur eine Serie auf einmal zu schauen. Je nachdem, was dich gerade am meisten interessiert. Und wenn dich nichts interessiert, dann lässte sie halt weg, man muss sich ja nicht alles reinziehen, nur um mitreden zu können. Bei den meisten lohnt es sich eh nicht. Meiner Meinung nach bei The Wire, The Sopranos und Mad Men schon (ehrlich gesagt sind sie meine heilige Dreifaltigkeit
der Serien schlechthin), aber Geschmäcker sind nun mal verschieden. Da viele Serien heute gerne mit literarischen Pendants verglichen werden und man sehr schnell schon von Epen und Sagen spricht, obgleich die meisten neuen Serien eher dem am Reißbrett entworfenen Bestseller und in einigen Fällen auch den wöchentlich erscheinenden Heftromanen gleichen, kann man bei Serien wie The Wire, The Sopranos und Mad Men durchaus von einem feuilletonistischem Charakter sprechen, einer Reportage, Essay, Bericht, oder, dem Wichtigsten, ein Porträt.