Ein mäßig interessanter Artikel aus der Süddeutschen Zeitung von gestern:
Pleite in Brooklyn
In '2 Broke Girls' sorgen sich Frauen mal nur ums Geld
Früher, es ist noch gar nicht lange her, trafen sich Frauen zum Brunch in Manhattan, wechselten dreimal täglich ihr Outfit und nahmen das Taxi, um in den Club zu kommen. Heute essen sie nicht mehr auswärts, tragen immer dasselbe und wischen bis zwei Uhr morgens die Tische. Es muss wohl Krise sein.
Mit der kürzlich beim US-Sender CBS angelaufenen Serie 2 Broke Girls hat Amerika - nach all dem luxuriösen Leben der Desperate Housewives oder der Damen aus Sex and the City - nun seine Show zum Finanzdesaster gefunden. Die Mädchen ohne Geld heißen Max und Caroline und schlagen sich als Kellnerinnen in New York durch. Die eine kennt es nicht anders, die andere - Töchterchen eines milliardenschweren Investors - hat noch nie gearbeitet. Papis Vermögen wurde nur leider wegen Betrugs konfisziert. Caroline heuert also in dem Diner an, wo Max sich schon verdingt. Schnell werden die beiden zu Mitbewohnerinnen mit einem gemeinsamen Projekt: 250000 Dollar wollen sie für ein Cupcake-Business ansparen.
2BrokeGirls (entwickelt von Sex and the City-Macher Michael Patrick King und der Komikerin Whitney Cummings) erzählt in der Form der Sitcom von der 'Wir sind die 99Prozent'-Stimmung, die derzeit die Jugend auf die Straße treibt. Die Mädchen gehen ohne Krankenversicherung zum Arzt, kaufen ihre Kleidung bei der Caritas ein, und pöbeln Kunden an, die kein Trinkgeld geben. Und Max, man stelle sich das mal vor, hat noch nie in ihrem Leben Sushi gegessen. Vor allem aber: Beide Frauen sind zwar schlagfertig und hübsch, aber Romanzen sind weit - womit eine amerikanische Sitcom über junge Frauen zur Abwechslung einmal nicht davon erzählt, wie man Männer findet, sondern wo das Geld herkommt.
Etwas zu eindeutig geraten ist der Serie vielleicht ihr Feindbild: die Reichen und Privilegierten. 'Who would pay seven Dollar for a cupcake?!', fragt Max entgeistert. Na klar, die Hipster in Brooklyn! Haha. Im Netz wird schon ausführlich darüber diskutiert, ob die Serie mit einem asiatischen Restaurantbesitzer, einem schwarzen Kassierer und einem ukrainisch Koch zu viele Stereotypen bediene - die New York Times dagegen hat mit 2 Broke Girls die Rückkehr der Sitcom erklärt. Und mehr als elf Millionen Zuschauer schalteten zuletzt ein.
Das ist ein Erfolg und der hat sicher damit zu tun, dass man junge Frauen im Fernsehen sonst so selten bei der Arbeit sieht. Abgesehen von den Frauen natürlich, die sich ihre Miete verdienen, indem sie in High Heels Vampire jagen oder gleichzeitig als Stewardess und für die CIA arbeiten. In 2 Broke Girls ist zwar das College absolviert, doch berufliche Chancen lassen auf sich warten, da geht es der gefallenen Prinzessin Caroline genauso wie dem abgebrühten Arbeitstier Max. Es ist das Thema einer Generation. Es muss wohl die Krise sein. FRANZISKA SCHWARZ
http://www.sueddeutsche.de/X5H38w/306346…n-Brooklyn.html