HARRY UND DIE HACKER
Potter-Ende im Netz aufgetaucht
Von Stefan Schultz
Hacker Gabriel macht seine Drohung wahr. Er veröffentlicht das angebliche Ende des letzten "Harry Potter"-Bandes im Netz und zitiert dabei Papst Benedikt XVI. Verleger Bloomsbury hüllt sich in Schweigen.
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"Dies ist das Ende des letzten 'Harry Potter'. Wir veröffentlichen es im Andenken an eine Rede, die der großartige Papst Benedikt hielt, als er noch Kardinal war. Er erklärte damals, warum Harry Potter die Jugend dieser Erde zum Neo-Heidentum bekehrt. Wir veröffentlichen diesen Spoiler, um das Lesen dieses Buchs überflüssig und langweilig zu machen."
Plattform für Gerüchte: Der letzte "Harry Potter"
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Plattform für Gerüchte: Der letzte "Harry Potter"
So weit der Kommentar des Hackers "Gabriel", wie gewohnt geschrieben im königlichen Wir und in gebrochenem Englisch. Der Computernerd mit dem Erzengel-Namen macht damit seine Drohung wahr und veröffentlicht das mutmaßliche Ende des siebten und letzten "Harry Potter"-Buchs "Deathly Hallows" im Internet. Offizieller Verkaufsstart der Publikation ist der 21. Juli.
Um an das Buch heranzukommen, hat sich der IT-Racheengel nach eigenen Angaben mit einer Exploit-Software in den Computer eines Bloomsbury-Mitarbeiters gehackt und sich von dort eine digitale Kopie heruntergeladen.
"Es ist unglaublich, wie viele Leute in der Firma Kopien oder zumindest Auszüge dieses Buchs auf ihren Rechnern haben", echauffiert er sich. Dann wird er moralisch: "Neugier kann tödlich sein. Aber wer tötet die Neugier? Um dich und deine Familie zu schützen. Gott segne dich!"
Internet-Gemeinde diskutiert seit langem
Harry-Potter-Fans spekulieren seit Monaten in Blogs, Wikis und Internetforen über alle möglichen Details der Potter-Geschichte. Zum Beispiel darüber, ob Petunia Dursley jemals zaubern können wird. Ob ein sprechender Hut ein Horcrux ist oder nicht. Oder ob Harry mit seinem Widersacher Voldemort verwandt ist.
Autorin Joanne K. Rowling selbst hat die Diskussion häufig und gern angeheizt, hat viele der unter Fans verbreiteten Spekulationen kommentiert, manche zurückgewiesen, manche andeutungsweise unterstützt. Über das Ende hat sie sich natürlich weitgehend ausgeschwiegen.
Nun will ihr der Erz-Hacker Gabriel mit seinen Vorabinformationen einen Strich durch die Rechnung machen. Im Namen aller guten Christen. Neugierige gibt's genug: Die Seite, auf der Gabriel seine Spoiler veröffentlicht hat, wurde inzwischen acht Millionen Mal aufgerufen.
Die Betreiber kämpfen nach dieser Potterisierung mit Serverproblemen. Ihr lakonischer Kommentar: "Offenbar hat Potter mehr Sex-Appeal als unsere regulären Themen." Die Seite befasst sich normalerweise mit IT-Sicherheit.
Bloomsbury hüllt sich in Schweigen
Verleger Bloomsbury gibt sich gelassen, verweigert aber jede Aussage. Natürlich treffe man strikte Sicherheitsvorkehrungen, um das Ende der Multi-Milliarden-Dollar-Geschichte geheim zu halten, sagte eine Sprecherin SPIEGEL ONLINE. "Die Drohung eines Hackers lässt uns aber völlig kalt." Sie sei nur eine von vielen Verschwörungstheorien. Hauspolitik sei, solche "grundsätzlich, zu ignorieren".
Den Verkauf des Buchs dürften die Angriffe Gabriels ohnehin nicht schmälern. Die Potter-Fraktion wird sie nicht lesen wollen. Oder die Posts lesen und sich das Buch trotzdem kaufen. Der US-Buchvertrieb Barnes & Noble meldete bereits im April eine halbe Million Vorbestellungen; insgesamt plane man, zwölf Millionen Bücher zu verkaufen.
Offen bleibt zudem, ob die Geschichte mit dem religiösen Rache-Hacker nicht nur eine mehr oder weniger geschickte PR-Aktion ist. Rowling wäre dann sozusagen Harry, Gabriel Voldemort. Oder umgekehrt. Auch darüber schweigt sich Bloomsbury aus. Man solle sich "eben das Buch kaufen und selber nachlesen", sagte die Pressesprecherin SPIEGEL ONLINE.
Ganz offiziell bekannt ist übrigens das letzte Wort des letzten "Harry Potter"-Teils. Autorin Joanne Kathleen Rowling erwähnte es bereits 2005 in einem Interview.
Es lautet "Narbe".
UND HIER DAS ENDE
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