Dem Berichtterstatter habe ich erstmal eine Antwort geschrieben. Ich mach die Euch mal hier zugänglich.
Ich schrieb:
"Bitte nimm es mir nicht direkt so übel, aber als ich den Bericht über Jericho auf Euren Seiten gelesen habe, stieg doch großer Ärger in mir auf. Eine so lieblose, undifferenzierte und falsche Darstellungsweise einer Serie habe ich nie gesehen.
Ich möchte, anders als Dein Bericht, es mit Argumenten belegen:
Ein Grund, den Du anführst, ist \"die Atombombeexplosion, mit der sich Paramount keinen Gefallen getan hat\". Ich weiß, dass Gefühle unterschiedlich sind, allerdings habe ich komplett anders gedacht, als ich die Wolke sah. So haben natürlich die Fans der Serie diesen Moment als eben einer der wichtigsten empfunden.
Um es noch weiter auszuführen, die Explosion spielt doch eigentlich nur die Rolle, dass etwas sehr weltverändertes passiert ist. Und nur darum ging es.
Ich weiß nicht, ob Du die Staffel zu ende gesehen hast, allerdings empfinde ich, dass die besten daramturgischen Elemente gerade genau am Ende der Staffel, nicht am Anfang. Am Anfang stehen doch nur der absolut tolle Soundtrack, das sich allmählich verschlechternde Situation und das Entdecken der Tatsache, dass es sich bei der Explosion um einen Terror-Anschlag handelt.
Jericho soll keine Mystery-Serie sein, da hast Du etwas vollkommen falsch verstanden. Von den Mysterien her kann es Jericho garantiert nicht mit Lost aufnehmen. Was Du allerdings nicht bedenkst, es geht zwar um eine Verschwörung, im Vordergrund steht aber das Überleben, das Erhalten der zivilisierten Werte, etc. Und genau das kann Lost nicht, es ist also quasi eine perfekte Ergänzung zu Lost.
Und das es ein großer Verlust ist, sieht man an der Reaktion der Fans, die gerade Sturm laufen. Ich weiß nicht, was und wo Du recherschiert hast, allerdings weißt es große, große Lücken auf. Auf dieser Basis meine ich sogar, dass Du Dir nicht mal eine Meinung erlauben darfst.
Ich bin der Meinung, dass Du die Serie nicht verstanden hast, vielleicht sollte man dann keine Kritik darüber schreiben.
Mit freundlichen Grüßen"
Er schrieb daraufhin zurück und ich antwortete erneut:
(was er geschrieben hat, ist kursiv)
"Hallo Fabian,
zunächst auch erst einmal danke für die ausführliche Antwort. Ich weiß, dass Meinungen auseinandergehen, nichtsdestotrotz würde ich gerne noch ein paar Fragen stellen.
„ProSieben hat uns im Übrigen nur die Pilotfolge geschickt, deshalb können wir weitere Episoden nicht berücksichtigen.“
Soll also heißen, Du hast nur die erste Folge gesehen? Oder wie Pro7 es ausstrahlen will, also die Pilotfolge und die zweite Folge?
Die Atombombenexplosion, die in Denver stattfindet, ist eine Schlüsselszene und ist für die Serie elementar. Die entstandene Szene mit dem Jungen auf dem Dach ist hervorragend, nur die Explosion nicht. Daraus hätte man weitaus mehr machen können, immerhin ist die Explosion das Wichtigste in der gesamten Serie. So wie bei „Lost“ der Flugzeugabsturz oder „Invasion“ die Landung der Lichter.
Bei der Szene gebe ich Dir vollkommen recht. Sie ist natürlich elementar, da es ja genau darum geht. Ich bin mir allerdings nicht sicher, was Du mit „weitaus mehr machen“ verstehst. Meinst Du den Effekt, also die Technik bei dem Spezialeffekt? Oder meinst Du es filmisch, also näher am Geschehen, mehr Explosionen, mehr Aktion? Beim ersten gebe ich Dir sogar teilweise recht, die Wolke hätte man eventuell besser umsetzen können, obwohl ich muss ganz ehrlich sagen, war mir die Wolke vollkommen egal, weil ich davon eh vorher wusste. Beim zweiten Punkt würde ich sagen, dass es genau darum ja eben nicht geht in der Geschichte. Es geht um die Stadt Jericho, und wie man diese Katastrophe in dieser Stadt halt mit bekommt. Von der Welle in Südost-Asien hat man ja hier auch nichts gesehen, gefühlt hat man sie aber wahrscheinlich deswegen um so mehr !
Wir bewerten nicht eine Serie nach ihrem Gesamtverlauf, denn das ist oft aufgrund der vielen Folgen nicht möglich bzw. existieren diese Folgen meist noch nicht. Die Argumentation, dass die Serie erst am Ende spannend wird, ist desaströs. Immerhin soll eine Serie von der ersten Minute fesseln und nicht irgendwann in der Mitte. Ein gutes Beispiel ist „Medium“: Zunächst war die Serie eine Krimiserie unter vielen, aber entwickelte sich danach zu einer herausragenden Serie, weil sie Elemente einbaute, sie sonst keine Serie einbaut.
Und wie hast Du dann Lost bewertet? Serials muss man nach ihrem Gesamtverlauf bewerten, der Pilot ist da doch viel zu wenig, um genau sagen zu können, in welche Richtung sich eine Serie entwickelt. Locke hat im Piloten von Lost überhaupt keine Rolle gespielt, z.B. Gerade eine Serial aufgrund einer (oder eventuell 2 Folgen) zu bewerten, erscheint mir doch arg unfair.
Falls Du es so verstanden hast, dass sie die Serie erst am Ende spannend wird, dann tut es mir leid. Ich denke genau das Gegenteil. Im Piloten und nach dem Fallout (2. Folge) steht der Handlungsstrang. Wie geht es in Jericho weiter, was ist das Geheimnis der Familie Green, was ist mit Hawkins? Die Serie baut ihre Handlungsstränge gekonnt und sanft auf, meines Erachtens, sie verschießt nicht Ihr Pulver wie eben viele andere Shows. Nach dem Motto „ich weiß, dass ich mit Geistern reden kann“, „dass kann ich dann auch in der nächsten Episode“.
Ich muss leider zugeben, dass ich Medium nicht gesehen habe, allerdings habe ich immer die Trailer mitbekommen. Vielleicht stimmt es auch nicht, was ich sage, aber viel neues, was mich neugierig gemacht hätte, kam nie in den Trailern. Immer die gleiche Bilder von Visionen. Sowas reizt mich nicht. Handlungsstränge, die eine übergeordnete Rolle haben, allerdings auch kleine Handlungsstränge, die sich vielleicht durch ein oder 2 Episoden ziehen, sowas halte ich für gut. Und genau aus diesem Grund darf man eben eine solche Serie nicht als Einzelteile betrachten, sondern als Gesamtbild.
Ich weiß nicht, was ich an dem Genre falsch verstanden habe. „Jericho“ birgt ein Geheimnis, also ist es eine Mysteryserie mit Abenteuer-Elementen. Für eine Dramaserie sind zu wenig Handlungen vorhanden. Als „Ergänzung zu Lost“ kann man mit Sicherheit reden, immerhin soll eine Serie für sich selbst stehen.
Jericho ist ein Drama, keine Frage. Aber es ist definitiv keine Mystery-Serie. Eher eine Sozialdrama mit Mysterie-Elementen. Es steht die soziale Entwicklung der Gesellschaft als Ganzes und die Charaktere im Einzelnen im Vordergrund. Im Hintergrund spielt die Verschwörung mit, ähnlich wie bei BattleStar Galactica die Suche nach der Erde (gestern hat ein Editor BSG als Inspirationsquelle angegeben), die der ganzen Geschichte eben seinen Pepp verleiht. So hat man mehrere Handlungsrahmen, in denen sich die Serie bewegt, intelligent und überlegt und schlüssig. Und meiner Meinung nach sind das mehr als genug Handlungsstränge. Ich habe Lost von Anfang gesehen und war bei Jericho positiv überrascht, dass es auch mal Antworten gab, die keine 10000 neue Fragen aufwarf.
Die Reaktion der Fans, dass man die Serie verlängert haben möchte, ist klar nachvollziehbar. Bislang gilt „Jericho“ als abgesetzt und die Aufnahme der Produktion ist mehr als fraglich. Bislang wurden nur Spekulationen vermeldet, aber noch keine handfesten Infos.
Das ist vollkommen richtig. Es gibt allerdings eine offizielle Stellungnahme seitens CBS, „das Drama auf eine angemessene Art und Weise abzuschließen“. Diese Verlautbarung kam 3 Tage nach Beginn der Proteste, die übrigens immer noch anhalten und wohl noch einige Zeit weiter laufen werden. Es ist, wie Du aber sagtest, richtig, dass es noch vollkommen unklar ist, inwiefern sich CBS ein Ende vorstellt und ob diese Vorstellung mit den Fans vereinbar sein wird.
Ich habe die Pilotepisode bewertet und diese war klischeehaft, vorhersehbar und hätte besser umgesetzt werden können. Nichtsdestotrotz hat mich „Jericho“ unterhalten, dennoch ist nicht mehr als 50 Prozent drin.
Kannst Du mir diese Klischees aufzählen bitte. Ich fand sie nicht klischeebelasteter als z.B. Pearl Harbour, und den Film halten immer noch viele Europäer für gut
! (ich nicht, um mich da mal rauszunehmen !).
Jericho ist eine TV-Serie und soll unterhalten. Also Ziel erfüllt
! Die Bewertung ist mir relativ egal, ich persönlich halte eben den Piloten auch nicht für besonders gelungen, allerdings hat er meines Erachtens ja dennoch genau das erfüllt, was ich mir für einen Piloten vorstelle: Appetitanregen, Neugierig machen. Die Sucht (wie z.B. bei Lost ja auch) macht dann der Rest der Serie, das ist und kann auch gar nicht die Aufgabe eines Pilotfilms einer SERIAL sein.
Sorry.
Für seine Meinung muss sich niemand entschuldigen !