Okay, bin nun durch alle sieben Staffel durch.
Mist, wenn es eine Möglichkeit gäbe, meine Erinnerung an diese Serie zu löschen, ich würd das sofort tun.
Nicht, weil sie so schlecht ist, ganz im Gegenteil. Mich hat bisher noch keine Serie derart emotional mitgerissen und manchmal auch aus dem Gleichgewicht gebracht wie Buffy.
Ich würde einfach wieder von vorn beginnen und jede Minute genießen.
Weder "The Shield" noch "Breaking Bad" noch sonst eine meiner Lieblingsserien haben mich derart beeindruckt. Es gab Stellen isb in Staffel 5 und 6, bei denen ich jetzt noch einen dicken Kloß im Hals hab, wenn ich an sie denke. Das mit Lem in "The Shield" war schlimm, aber eine bestimmte Szene in Staffel 6, die ich hier nicht spoilern will, war viel schlimmer. Es gibt keine andere Serie da draußen, die die Zuschauer auf eine derart wilde und intensive Achterbahn der Gefühle schickt und die es auf so charmant ungezwungene und unaufdringliche Weise schafft, den Zuschauer zum Nachdenken über grundsätzliche Fragen des Lebens anzuregen. Und mir ist bewusst, wie komisch sich das anhört angesichts der Tatsache, dass es sich hier um eine vor Humor und Albernheiten strotzende Mystery-Action-Serie über Vampire und Dämonen handelt. Es ist aber trotzdem so.
Buffy ist Joss Whedons absolutes Meisterwerk, sogar besser als Firefly, und das will ne Menge heißen.
Hierzulande litt die Serie leider unter ihrer unsagbar fehlgeleiteten und von totaler Ignoranz zeugenden Vermarktung als Teenieserie, unter dem völlig idiotischen deutschen Titel "Im Bann der Dämonen"
und natürlich unter der Synchro. Denn eine Serie, die derart gekonnt die Vieldeutigkeiten und auch die Vielfalt und Poesie der englischen Sprache ausnutzt, muss nun mal extrem viel einbüßen, wenn man sie zu übersetzen versucht. Buffy auf deutsch ist also gelinde gesagt verkrüppelt, deutlich mehr als jede andere Serie, von der ich bisher die synchronisierte Fassung gesehen habe. Und ich bin wirklich nicht sonderlich kritisch gegenüber Synchros.
Hier noch mal ein Artikel von der Seite eines zugegeben ebenso unkritischen Fans der Serie, der aber trotz einiger Falschaussagen (z.B. gibt es auch andere Serien mit durchgehendem Storyarc, bei denen die Entwicklung der Charaktere von Anfang bis Ende passt) imo gut beschreibt, was "Buffy - The Vampire Slayer" einmalig macht, auch heute noch, mit all den anderen qualitativ hochwertigen Dramaserien da draußen.
http://www.criticallytouched.com/buffy/t…y_does_best.php
Allerdings seh ich eine Sache völlig anders als der Autor dieses Artikels. Er schreibt, dass die Charaktere in Buffy nicht einfach nur dazu dienen, den Plot voranzutreiben, sondern der Plot der Entwicklung der Charaktere untergeordnet wird und diese unterstützt. Das stimmt größtenteils auch, allerdings hat Joss Whedon bei Buffy auch gern und viel experimentiert und es gibt eine beträchtliche Zahl an Episoden, bei denen klar zu erkennen ist, dass es nicht um die Charaktere ging, sondern einfach darum, eine originelle Gruselgeschichte zu erzählen oder irgendeine verrückte Idee umzusetzen, die die Autoren hatten.
Buffy zeichnet sich zwar vor allem durch die sympathischen, lebendigen und sich im Laufe der Staffeln weiterentwickelnden Charaktere aus, aber das ist nicht absolut.
Manchmal wollten die Macher eben doch nur eine unterhaltsame Lagerfeuergeschichte erzählen und waren dann auch gern bereit, auf allzu viel Psychologie und ausgeklügelte Charakterdynamik zu verzichten. Bezeichnenderweise kommen grad solche Episoden in den Reviews des Autors der verlinkten Seite oft eher schlecht weg, obwohl es bis auf wenige Ausnahmen eigentlich gar eine schlechten Buffyepisoden gibt.