Ich denke, dass das Ende sogar wirklich gut gelöst wurde. Dass man sich zur Auflösung der allesüberspannenden Story etwas vom Comedy-Charakter wegbewegen musste, war eigentlich recht klar. Und ich bin heilfroh, dass es kein quietschbuntes und völlig überzeichnetes Happy End gab. Nein, vielmehr die Message, dass im Leben ganz bestimmt für jeden diese eine "perfekte Person" geben kann. Denn genau das war Tracy für Ted. Und wenn man daran glauben mag, sollte es wohl auch Schicksal sein, dass die beiden sich treffen, nachdem sie sich im Leben ja schon so oft fast begegnet waren. Nur ist es eben genauso auch schicksalhaft, dass die beiden auf Grund ihrer Krankheit keine Ewigkeit zusammen haben. So spielt das Leben und jeder, der in seinem eigenen mal "außerplanmäßig" einen Menschen verloren hat, kann das sicher bestimmt nachvollziehen.
Sehr beeindruckt hat mich, wie völlig anders jetzt, wo man das Ende kennt, die Folge "Die Zeitreisenden" (S08E20) auf einen wirkt. Das ist die Folge mit den ganzen Zukunfts-Charakteren in der Bar, wo sich zum Ende hin herausstellt, dass die halbe Folge teils Erinnerung und teils Tagtraum von Ted war, der den ganzen Abend allein im McLaren's saß, während Lily und Marshall bei Marvin sind und Robin und Barney einen Caterer für die Hochzeit suchen. Ted saß die ganze Zeit über einem "Roboter vs. Wrestler"-Ticket. Und als der Fiktions-Barney es ihm vor Augen hält: "Sieh dich um, Ted. Du bist ganz allein." folgt dann ein Monolog, der in Anbetracht des Serienfinales nochmals deutlich emotionaler erscheint...
Wer es sich ansehen möchte: ungefähr ab der 16. Minute. Für den Rest pack ich's mal nachfolgend in den Spoiler.
Kinder, seit jenem Abend im April 2013 sind fast 20 Jahre vergangen. Und ich schwöre euch, wenn ich in diese Zeit zurückreisen könnte, um den Abend nochmal zu erleben, dann würde ich nie im Leben zu "Roboter vs. Wrestler" gehen. Nein. Ich würde nach Hause gehen. Ich würde meine alte Wohnung aufsuchen, mir all meine alten Möbel ansehen, meine alten Sachen. Ich würde mir meinen Zeichentisch ansehen, an dem ich mein erstes Gebäude entworfen habe. Ich würde mich auf das alte Sofa setzen und das indische Essen riechen, das nebenan gekocht wird. Ich würde zu Lily und Marshall fahren und wieder in dem alten Wohnzimmer sein, in dem so viele Dinge passiert sind. Ich würde das Baby halten. Ich weiß nicht, ob ihr euch vorstellen könnt, wie ich den 2,10m großen Marvin ganz hoch hebe. Aber damals konnte ich das. Ich würde mir einen Drink bei Barney und Robin gönnen und ihnen dabei zusehen, wie sie an jenem Abend über ihren Caterer oder sonstwas streiten.
Aber keines dieser Dinge würde ich als Erstes tun. Ihr wisst, was ich als Erstes tun würde.
Man sieht Ted vor dem McLaren's stehen, aus dem er eben kam. Er flitzt auf einmal los. Man sieht ihn ein paar Straßen entlang rennen bis zu einer Haustür mit einer Nummer 317. Er flitzt hinein und klopft an die Wohnungstür mit der Nummer 7A. Es wird geöffnet und man sieht ihn mit Tränen in den Augen zur Mutter sprechen...
Hi. Ich bin Ted Mosby. Und wir werden in genau 45 Tagen aufeinander treffen. Und uns ineinander verlieben. Wir werden heiraten. Und zwei Kinder kriegen. Und wir werden sie und einander so sehr lieben. All das ist 45 Tage entfernt. Aber ich bin jetzt schon da. Anscheinend weil ich mit dir auch die 45 Tage haben möchte. Jeden einzelnen dieser kostbaren Tage. Und wenn ich die nicht haben kann, nehm' ich nur die 45 Sekunden bis dein Freund auftaucht und mir einen Schlag verpasst. Weil...ich dich liebe. Weil ich dich immer lieben werde. Bis an's Ende meiner Tage und darüber hinaus. Du wirst es sehen...
Streng genommen war bereits das damals die erste Andeutung darauf, dass mit der Mutter etwas nicht stimmen würde. Man konnte es da einfach nur noch nicht ahnen und so ganz ohne Vorwissen wirkte es damals eher mega kitschig. In Anbetracht der Krankheit macht es aber nun auf einmal sehr viel mehr Sinn und ist um so trauriger, wie ich finde...
Okay, zurück zu den anderen Punkten.
Es wurde kritisiert, dass die 9. Staffel überwiegend zur Hochzeit stattfand, obwohl die Ehe dann (filmisch gesehen) in kürzester Zeit wieder zu Bruch ging. Nein, das ist nicht sinnlos. Denn es ging dabei die ganze Zeit im Rahmen der Erzählung überhaupt nicht darum, dass Barney und Robin heiraten würden. Nein, viel wichtiger ist dabei, dass die ganze Staffel sich um genau dieses eine Wochenende dreht, an dem Tracy der Reihe nach die ganze Clique und schließlich Ted kennen lernt!
Auch verstehe ich nicht recht, wieso die Ted-Robin-Lösung am Ende von so vielen Leuten abgelehnt wird. Im Laufe der ganzen Staffeln wurde "die Mutter" immer als die große Liebe beschrieben. Spätestens in der 9. Staffel wurde das ja auch mehr als deutlich. Demgegenüber war Robin eben diese klassische "Flamme, mit der es nicht funktioniert hat". Und am Ende der Geschichte ist sie nicht plötzlich "die eine", sondern eher "der Plan B". Ich habe oben schon von einer Art Message der Serie gesprochen, was man hierzu nochmal aufgreifen kann. Viele junge Leute sehnen sich nach dem "perfekten" Partner. Aber ich denke, den gibt es überwiegend nicht. Und selbst, wenn man einen solchen Menschen trifft, bedeutet es nicht, dass das unbedingt gut ausgeht muss. Menschen können sich ändern. Beziehungen können an Fehlern scheitern, obwohl man vielleicht perfekt zueinander passt. Oder Menschen können sterben.
Und so hält uns die Serie einen Spiegel vor Augen und zeigt uns zweierlei. Zum einen gibt es irgendwo da draußen ganz bestimmt "diese eine perfekte Person" für einen Jeden. Sie zu suchen ist kaum machbar, aber sie zu finden die Sache vielleicht wert. Und wiederum zeigt sie uns, dass man nicht "füreinander perfekt" sein muss, um glücklich miteinander alt werden zu können. Robin ist schließlich am Ende zwar diejenige, die Ted schon früher wollte, aber sie ist nicht die Liebe seines Lebens. Sie ist nicht die Mutter seiner Kinder. Ted erzählt das alles den Kids ganze 6 Jahre nach dem Tod ihrer Mutter. Etwa 20 Jahre nach den Geschehnissen. Er wird also inzwischen in einem Alter sein, in dem er irgendwann einfach nicht mehr allein bleiben möchte. Tante Robin, die offenbar sowieso jede Woche zum Essen vorbei kommt, scheint da also die logische Lösung zu sein. Warum das nun zu der Zeit funktionieren kann? Nun, man kennt sich inzwischen eine Ewigkeit. Robin wollte nie Kinder, während Ted seine Wunschkinder längst hat. Das Problem ist also aus der Welt. Auch wird Robin nach so langer Zeit sicher nicht mehr als Außenreporterin arbeiten müssen sondern längst mindestens Anchorwoman oder so sein. Das heißt, sie ist nicht mehr so viel unterwegs, sonst könnte sie Ted eben auch kaum jede Woche besuchen.
Ja, dramaturgisch bzw. inszenatorisch fand ich es auch nicht gut gelöst. Die Serie hätte ganz wunderbar direkt nach der Szene am Farhampton-Gleis enden können als Ted dann (zu den Kindern, aber ebenso auch zum Zuschauer) sagt "this is how I met your mother." Es wäre grandios, unter anderem weil eben auch diese Szene unter'm Regenschirm einfach klasse funktioniert hat. Und ich bin mir recht sicher, dass diese Variante bei den meisten Fans besser angekommen wäre. Man hätte ja das gesamte Ende danach als Post-Credit-Szene bringen können. Oder eben als Extended Ending auf der DVD/BR. Ganz ohne die Schlussszene hätte man eben den Rahmen der Erzählung vollkommen hinterfragen müssen. So fühlt es sich nun als Zuschauer halt etwas weniger rund an, aber die Geschichte macht dafür Sinn. Siehe oben.
Abschließend ist es, wie gesagt, in meinen Augen ein echt gutes Ende und ich könnte mir zumindest mit Blick auf die Serie als Ganzes einfach keine bessere Lösung vorstellen. Vor den Machern ziehe ich daher meinen Hut! Die Serie hatte ihren Zenit bereits überschritten und die vergangenen Staffeln konnten primär damit punkten, dass einem die Charaktere an's Herz gewachsen waren und man einfach irgendwann nur noch wissen wollte, wie es ausgeht. Und ein ordentliches Ende gab es nun ja auch. Wer sich damit schwer tut, möge mal Fans von Dexter, Scrubs oder Pushing Daisies fragen, was ein wirklich beschissenes oder gar fehlendes Serienende ist. Und das sind nur ein paar Beispiele. Sicher kennt fast jeder hier noch mindestens eine weitere Serie, die auf irgendeine Weise schlussendlich in den Sand gesetzt wurde. Ich finde HIMYM ist dahingegen also zu einem guten Abschluss gekommen.