Bis kurz vor Ende hat mich die Folge eher nicht begeistert.
Die koordinierte Mordaktion war zu billig und leicht zu haben. Neuer Typ im Team, der
rein zufällig!!! Kontakte zu einer beinahe allmächigen Knastibande hat, die in ... ich glaub, es waren 4 ... Gefängnissen
innerhalb von 2 Minuten!!! unabhängig von der konkreten Situation vor Ort
9!!! Auftragsmorde ausführen kann - imo ein gaaaaanz mieser und billiger Drehbuchkniff, der eher in spätere Prison-Break-Staffeln als nach Breaking Bad passt.
Ich an Stelle des Bosses der Knastis hätte Walt da außerdem so richtig schön erpresst. Ist doch klar, dass der extrem verzweifelt ist, also schröpf ich den extremst (2-stellige Millionensumme) und lass mir nicht so Bullshit wie "The question is, are you the right man for the job?" um die Ohren hauen.
Einer der Typen aus dieser Gang kam mir übrigens schwer bekannt vor. Helloooo Johnny Crowder!
Die letzten paar Minuten dagegen waren klasse. Die Idylle da am Pool war zu viel des Guten. Das lag in der Luft, dass da gleich eine Bombe platzt, denn so friedlich und harmlos kann die Halbstaffel nicht ausgehen. Kaum auszuhalten, diese Spannung. G.B. steht natürlich für Gale Beneke. ist doch klar. Die Widmung war ja auch sehr ... überschwänglich und lobhudelnd, eben genau wie sich Gale immer gegenüber Walt benahm. Tja, Gale wusste wenigstens, wie man mit Walts Ego umzugehen hat. Nicht, dass ihm das was genutzt hätte.
Jesse ist mMn nicht ansatzweise selbstmordgefährdet. Ich will nur mal dran erinnern, dass er in einer früheren Szene dieser Folge zu Walt kam und ihn fragte, wie der das Problem mit den Zeugen händeln will. Sicher gefällt ihm die Lösung nicht, aber er wird sich damit abfinden und wird das Geld dankend annehmen. Jesse wird hier entweder gezielt rausgeschrieben (gab hier oder sonstwo Gerüchte, er sei in Hälfte 2 nicht mehr dabei) oder sie wollen auch ihm so ein retardierendes Moment (Dramentheorie) wie Walts Familie am Pool bescheren, vielleicht ja shoppen mit Andrea.
Schön jedenfalls, dass dieser Schwachsinnsansatz von wegen "I'm in empire business" sofort wieder aufgegeben wurde. Er sah das Geld und ward satt.
Weiß nicht mal, warum die Entgleisung überhaupt zu sein brauchte, vielleicht ja nur, um Walt noch unsympathischer zu machen als eh schon. Oder aber, um diesen Irrweg endgültig abzuhaken, den Walt wohl erst nach all den neuen Morden als solchen erkennt. Er ist ein kleiner, schwacher, feiger Mann, der nie so kalt und asketisch sein könnte wie Gus Fring (Hatte Gus eventuell Asperger?). Neverman hat das schön beschrieben. Nun klammert er sich an das Einzige, was ihm Halt geben kann, seine Familie. Gut zu wissen, dass Hank ihm das nicht gönnen wird.
noch mal zu Mike:
Walt macht hier dank Skyler eine 180°-Wende, er will also nicht unbedingt dieses Drogenimperium (eher 2-Mann-und-1-Frau-Betrieb) am Laufen halten und glaubt auch nicht, die Welt warte sehnsüchtig auf neues vom großen Heisenberg.
Als Mike ihn also mit seiner Sicht der Dinge konfrontiert, wieso erschießt er ihn? Ich glaub langsam wirklich, dieser letzte Satz von Walt gegenüber Mike bedeutet in der Frage alles. Er hatte Lydia nicht bedacht, hatte also das Gefühl, Mike zieht ihm den Teppich unter den Füßen weg, als er die Namen nicht preisgibt und ihm zu fliehen rät.
Erst hab ich mich gefragt, warum es für Walt so schlimm wäre, fliehen zu müssen. Die Antwort, dass er nun im "Empire Business" ist und Mike ihm sein florierendes Geschäft versaut, machte für mich keinen Sinn, weil ich Walt diese Empire-Business-Entwicklung eh nie zu 100% abkaufte. Bis zur letzten Staffel war Walt doch bloß der Methkoch und gutes Meth herzustellen und dafür den Ruhm und das Geld zu ernten, genügte seiner Eitelkeit. Die ganze Dynamik, die am Ende zu Frings Tod führte, war ja beiderseitig. Diese Idee, Walt jetzt zum neuen Kingpin zu machen, fand ich extrem aufgesetzt. Sicher, er ist unendlich eitel und spielt gern den großen Drogenboss, wenn man ihn lässt, aber will er das denn tief drin? Ist das sein Ziel, ein Drogenimperium aufbauen? MMn nicht.
Diese Folge gibt nun eine etwas bessere, wenn auch nach wie vor nicht schlüssige Erklärung (aber ok, er ist ausgetickt, das muss vielleicht nicht völlig schlüssig sein):
Indem er ihn zur Flucht zwang, nahm Mike Walt dessen Familie weg. Zwar hatte er sich mit Skyler bereits entfremdet und die Kinder waren auch bei Hank und Marie, aber immerhin schien die Situation für Walt noch reparabel. Wenn Walt auffliegt, kann er aber nichts mehr reparieren. Mike droht ihm also mit dem Entzug dessen, wofür er sich überhaupt erst in den Schlamassel begeben hat, dem einzigen Halt, den Walt noch hat, seiner Familie.
...
Naja, meinetwegen, kann ich mit leben.
Wär nur besser gewesen, wenn das gleich in den Dialogen der Szene etwas klarer rübergekommen wäre.
Ach und zur Frage, ob Hank sofort rausrennt und Walt verhaftet:
Auf Grundlage welcher Beweise soll er das denn bitte machen?
Das Gespräch über Walt Whitman war unter vier Augen und mehr hat er nicht in der Hand.