@D(oc):
Stimmt, du hast wirklich keine Ahnung. Vielleicht war nur deine Tageslaune mies, davon kann ein Seherlebnis massiv beeinträchtigt werden. Ich verstehe deine Einwände, mir geht zu gekünsteltes auch manchmal auf'n Sack, aber du beschreibst nichts formelles, also keine Erklärung, sondern rein subjektives Empfinden. Ok, du fandest die Folge schlecht, was aber nicht heißt, dass sie schlecht ist.
Ja, die Fliege symbolisiert etwas, aber nicht, dass, was du schriebst.
Skyler sagte selber, dass Walter ein problem-solver ist. Aber wie sieht es nun aus? Der Krebs: besiegt. Finanzielle Situation: besser gehts nicht. Familie: zumindest gibt es nicht mehr so viele Ungewissheiten und er kann seine Kinder sehen. Arbeit: ein perfektes Labor, in dem er sich auch kreativ austoben könnte.
Und trotzdem ist da etwas, dieses kleine nervige Ding, dass ihn zur Weißglut treibt. Mich hätte es nichtmal gewundert, wenn nur Walter die Fliege gesehen hätte. Es hat mich an Tony Soprano erinnert, der auch Kontakt mit einer Nachbarin hatte, die nur in seinem Kopf existierte. Die Fliege könnte für sein Gewissen stehen, die Last, die Janes Tod und Walts unterlassene Hilfeleistung mit sich zog. Die Fliege könnte auch ein weiteres künstliches Problem sein, dass Walt braucht. Walter ist ein Mann, der mit einem unglaublichen Eifer Probleme überwindet, der in gewisser Weise diese Probleme BRAUCHT und GERNE leidet. Man erinnert sich an Staffel 2, als er anfing überall im Haus herumzuwerken? Jetzt passiert dasselbe. Er erkennt keinen Sinn mehr in dem was er tut. Er sagt sehr passend, dass er schon lange hätte sterben sollen. Es wäre alles perfekt gewesen, seine Familie hätte das Geld gehabt, ihm wären viele unangenehme Entscheidungen erspart geblieben und seine Familie wäre bei ihm geblieben. Walt versuchte in der letzten Folge sich umzubringen. Er hat es nicht geschafft, aber dieser Moment war ein Ausdruck seiner Verzweiflung. Er weiß, dass er weitere schlechte Entscheidungen nicht mehr verantworten kann, weil er gesund ist, weil er es für niemand anderen mehr macht. Ich sehe in dem Versuch, die Fliege umzubringen auch eine Art unterbewussten Selbstmordversuch. Mit so einem Versuch käme Walt wieder in die Situation, die ihn aufleben ließ: Seine Familie wäre wieder besorgt um ihn, er hätte wieder etwas, für was er kämpfen kann, er würde wieder seine Perspektiven erkennen.
Sehr subtil fand ich daher die Szene am Schluss, als sich Walt bei Jesse entschuldigt und im selben Moment Jesse die Fliege erschlägt. Ich fragte mich kurz, ob Walters Gewissen nun rein ist? Ob die Medikamente bewirkt haben, dass er abgeklappt ist? Aber nein, er schläft nur. Es war nicht wirklich Komik, es war eher Tragik mit einer zarten Prise Ironie versehen. Aber wenn man glaubt, Walts Gewissen wäre rein, sein Handeln würde keine moralischen Konsequenzen mehr nach sich ziehen, der irrt, denn die Fliege lässt ihn weiterhin nicht in Ruhe.
Wie schon gesagt, die Folge ist schon ein wenig anstrengend und man muss gewillt sein, 45 Minuten ausgiebig zu interpretieren und zwischen den Zeilen zu lesen, aber genug Leute werden dafür dankbar sein. Denn soetwas habe ich bisher nur in "Die Sopranos" gesehen und selbst dort nicht so ausgiebig.